Die EU-Kommission wird mit großer Wahrscheinlichkeit in Kürze gentechnisch veränderten Mais des Typs 1507 von Dupont-Pioneer für den Anbau in der EU zulassen. Obwohl große Teile der Bevölkerung dagegen sind und 19 von 28 Ländern mit "Nein" stimmten, gab es keine "qualifizierte Mehrheit" gegen den Antrag von Pioneer. Das liegt daran, dass Länder mit vielen Einwohnern wie Deutschland nicht dagegen stimmten. Auch nicht dafür, das traute sich die Regierung wohl doch nicht, aber eine Enthaltung ist in diesem Fall ebenso gut wie ein Ja. Und genau für diesem faulen und feigen Kompromiss hat sich die deutsche Vertretung entschieden. SPD und CSU sind gegen den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen, das CDU-geführte Forschungsministerium war dafür. Ebenso Kanzlerin Angela Merkel, die zum einen vor der Gentechnik-Lobby einknickte und zum anderen wohl bezwecken wollte, dass uns die Amerikaner wieder lieb haben. Laut einer von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie lehnen 88% der Deutschen Gentechnik ab. Im Koalitionsvertrag heisst es „Wir erkennen die Vorbehalte des Großteils der Bevölkerung gegenüber der grünen Gentechnik an.“  Trotzdem setzt sich Merkel eiskalt über den Willen dieser Mehrheit hinweg und erzwingt mit der Enthaltung einen scheinbaren Kompromiss. Tatsächlich wird damit aber Anbietern von solchem Saatgut die Tür nach Europa geöffnet. Mit Demokratie hat das nichts mehr zu tun und ob der angedachte Ausweg, regionale Verbote auszusprechen, wirklich umsetzbar ist, ist noch fraglich. Eine eklatantere Mißachtung eines Mehrheitswillens hat es in einer Demokratie selten gegeben. Das ist Dikatatur.

Besonders pikant ist in diesem Zusammenhang ein Bericht des ARD-Magazins Report vom 18.02.2014. Darin wird berichtet, dass Landwirte in Brasilien, die diese Maissorte seit ein paar Jahren anbauen, inzwischen über weniger Ertrag und mehr Befall durch Schädlinge klagen. Die entwickeln nämlich ihrerseits Resistenzen gegen die Gifte in der Pflanze. Diese Technik nützt also nur den Saatgut-Herstellern, hilft aber nicht, den Hunger in der Welt zu verringern. Ein weiterer Vorteil von 1507 soll seine resitenz gegen das Unkrautvernichtungsmittel Gufosinat sein. Doch das ist in deutschland gar nicht zugelassen.
Unsere Volksvertreter sind zu Lobbyvertretern geworden. Der Wille einer Mehrheit oder Auswirkungen auf die Umwelt interessieren nicht, nach Sinn oder Unsinn wird nicht gefragt. Geht es den Konzernen gut, ist alles gut. Es ist an der Zeit, dass wir unseren Regierungen ein wenig stärker auf die Finger klopfen. Merkels Kotau vor der Lobby lässt jedenfalls Schlimmes für die Verhandlungen über das Freihandels-Abkommen mit den USA befürchten.