Vom bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer sind wir ja einiges gewohnt, aber so langsam beschleicht einen das Gefühl, er bräuchte mal eine Pause. Seine ständigen Kehrtwendungen waren ja oft unterhaltsam, aber seit er sich an einem Thema festgebissen hat, wird er unerträglich. Es geht natürlich um die Flüchtlingskrise. Sein Credo dazu ist klar: Am besten wäre es, wenn es keine Flüchtlinge und Asylbewerber gäbe. So schwafelt er von einer "Herrschaft des Unrechts", weil die Bundeskanzlerin sich entschieden hatte, die Menschenrechte und den Schutz von Hilfebedürftigen höher zu bewerten als nationales Recht. Ein Akt der Menschlichkeit, den der christlich-soziale Seehofer nicht nachvollziehen kann. Statt dessen informiert er sich vorzugsweise bei echten und Möchtegern-Diktatoren darüber, wie man richtig regiert: in Saudi-Arabien, Katar, Ungarn, Russland. Länder, in denen es die Regierenden mit Menschenrechten, Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung oder Pressefreiheit nicht so genau nehmen. Zudem sympathisiert er mit den Regierungschefs der Visegrad-Staaten. Im Westen findet er offenbar keine Freunde mehr. Damit folgt er einer alten Tradition, denn schon Franz Josef Strauß hatte eine Schwäche für - meist afrikanische - Diktatoren.

So versucht er, die Bunderegierung, vor allem Angela Merkel, zu diskreditieren und sich selbst als den starken Beschützer des gefährdeten Europas zu inszenieren. Das kommt an den bierseeligen bayerischen Stammtischen gut an. Allerdings übergeht Seehofer das Detail, dass seine CSU an dieser Regierung beteiligt ist. Aber wen stört das schon? Mit diesen wirren Aktionen versucht er, die CSU weiter für ganz rechte Wählergruppen zu öffnen. Auch das hat Tradition. "Rechts von der CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben" sagte Strauß einmal. Wenn doch, dann muss man die eben integrieren. Dabei riskiert der Parteichef allerdings, noch mehr Anhänger an die Freien Wähler oder andere Parteien zu verlieren, um nicht zu sagen, sie zu vergraulen.

Seehofer hat ein Problem: Er möchte sich als starker Landesvater präsentieren und geht dazu nun stur und trotzig wie ein kleines Kind unbeirrbar seinen Weg. Dumm ist nur, dass er in eine Sackgasse gelaufen ist, aus der er nicht ohne Gesichtsverlust herauskommen kann. So läuft er weiter, notfalls gegen die Wand, und hofft, dass die Wand ihm weichen werde. Er agiert abgehoben und losgelöst von jeder Vernunft. Das kann mit einem bösen Absturz enden. Wohin sein Weg noch führen könnte, möchte man sich nicht vorstellen. Bleibt zu hoffen, dass er in den höheren Sphären oder im Hofbräuhaus den Engel Aloisius trifft, der ihm vielleicht doch noch mit ein paar göttlichen Ratschlägen erleuchtet...

Bayern ist ein schönes Bundesland, solange es weiß-blau bleibt. In schwarz-braun wäre es ziemlich hässlich. Hoffentlich erkennt Major Horst das noch rechtzeitig.