Gentechnik - Der Mensch spielt Schöpfer

Die moderne Technik hat es möglich gemacht, dass der Mensch durch Veränderungen der "Baupläne" von Organismen deren Eigenschaften beeinflussen kann. Was von Forschern gelegentlich als Weg zur Lösung aller Probleme unseres Planeten gepriesen wird, kann aber auch Nebenwirkungen haben.
Da der Begriff "Gentechnik" in der Öffentlichkeit nicht so gut ankommt, haben die Werbeabteilungen neue Bezeichnungen wie "Biotechnologie" oder "Life Science" erfunden. Das klingt viel freundlicher, meint aber dasselbe.

Gemeint sind damit Pflanzen und bald wohl auch Tiere, bei denen einzelne Gene gezielt verändert wurden, so dass sie bestimmte neue Eigenschaften bekommen, die sie sonst nicht hätten und die durch Züchtung nicht oder nur ungenügend erreicht werden könnten. Wie ist ein solcher Eingriff zu bewerten? Dazu gibt es verschiedene Aspekte.

Ein wesentliches Ziel der Gentechnik ist es, Pflanzen resistent gegen Krankheiten oder Schädlinge zu machen. Das hört sich gut an. Die Pflanze produziert selber ein Gift zur Abwehr, das Spritzen von Pestiziden und Insektiziden ist nicht mehr notwendig. Keine ungesunden Rückstände mehr auf der Frucht. Der kleine Haken daran: Das Gift befindet sich nicht mehr an der Oberfläche, wo es mit etwas Mühe zu einem guten Teil herunter gewaschen werden kann. Es befindet sich nun im Innern der Frucht, überall, und lässt sich nicht mehr beseitigen. Der Verbraucher isst es mit. Ist das ein Vorteil?
Nur selten sind bestimmte Eigenschaften an ein bestimmtes Gen gebunden. In den meisten Fällen sind es Kombinationen von Genen, die etwas bewirken. Wird nun eines davon verändert, so sind die Auswirkungen kaum abschätzbar. Das gilt auch für gut gemeinte Veränderungen, die mehr Widerstandsfähigkeit gegen Kälte oder Trockenheit oder die Produktion von zusätzlichen Vitaminen bewirken sollen. Nebenwirkungen können sich erst viele Jahre später zeigen. Zu spät, denn dann ist das Produkt schon lange im Handel.

Genetische Veränderungen bedeuten auch immer einen Eingriff in eine bestehende, grundsätzliche Ordnung. Merkwürdigerweise sind es vor allem Politiker aus christlich-konservativen Parteien, die diese Technik befürworten. Müssten nicht gerade sie gegen jeden Eingriff in die Schöpfung sein? Maßt sich der Mensch nicht an, die Schöpfung und damit Gottes Wirken korrigieren zu wollen? Offenbar lässt es sich mit dieser Doppelmoral erstaunlich gut leben.

Betrachten wir die Gentechnik einmal losgelöst von der Evolution oder von einer Schöpfung durch ein höheres Wesen, dann ergeben sich ganz neue Gesichtspunkte. Eine Reihe von Krankheiten und Leiden wird durch genetische Defekte ausgelöst. Veranlagungen zu gewissen Krankheiten können vererbt werden.
Wenn es gelingt, diese Fehler zu reparieren, dann hat die Gentechnik durchaus auch positive Aspekte. Parkinson oder Alzheimer könnten heilbar werden. Fettsucht könnte abgestellt werden.

Ein weiteres wichtiges Argument, das von den Befürwortern der Gentechnik gebracht wird, ist die weltweite Ernährung. Mit konevntionellem Anbau könnte die Erde etwa 5-6 Milliarden Menschen ernähren, wir sind aber bereits fast 7 Milliarden, Tendenz steigend. Wenn alle Menschen weltweit so angenehm leben sollten wie wir in den industrialisierten Ländern, dann bräuchten wir sogar mindestens zwei Erden. Pflanzen und Tiere, die durch Veränderung ihrer Gene auf maximales Wachstum getrimmt wurden, könnten hier Abhilfe schaffen. Die Gentechnik könnte somit dazu beitragen, die Ernährungsprobleme der Weltbevölkerung zu lindern oder gar zu lösen. Bleiben die erwähnten Rsiken und Nebenwirkungen. Und: solche "Turbopflanzen" benötigen natürlich auch entsprechende Nährstoffe. Wen der Boden die nicht dauerhaft hergibt, muss also fleißig gedüngt werden. Damit aber könnten wir eigentlich auch gleich auf künstliche Nahrung umstellen. Auf dem Weg dahin sind wir ja schon.

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es Spätfolgen gibt. Sicher, auch bei Tabak und Alkohol gibt es diese. Die sind aber bekannt und jeder kann für sich entscheiden, ob er das Risiko eingehen will oder nicht. Bei der Gentechnik will uns die Industrie diese Wahl nicht lassen.
Den Hunger in der Welt kann man auch anders bekämpfen. In den Industrieländern landen bis zu 30% der Nahrungsmittel auf dem Müll. Schon damit könnte man viele andere Menschen ernähren. Verbesserte Anbaumethoden, bessere Ausbildung der Bauern in den Schwellenländern würden ebenfalls helfen. Aber daran würde die Industrie nichts verdienen.

Neben der Möglichkeit, Krankheiten zu beseitigen und Hunger zu lindern, könnten durch genetische Veränderungen noch ganz andere Dinge bewirkt werden, Was wäre, wenn es möglich wäre, bei Soldaten die Gene für Angst, Skrupel , Ungehorsam auszuschalten? Hätten wir dann zuverlässige, stets loyale Killer, die keine Fragen stellen? Dürfen wir dieses Risiko eingehen? Das Militärs von dieser Möglichkeit nicht nur träumen, davon können wir ausgehen.


Schöne neue Welt: Kinder aus dem Katalog

Die genetische Überprüfung von Kindern im Mutterleib auf Krankheiten und anderes, die pränatale Diagnostik, wurde schon vielfach diskutiert. Die Wissenschaft könnte aber bald noch einen Schritt weiter gehen. Es dürfte bald möglich werden, bestimmte Eigenschaften wie Haar- oder Augenfarbe, Größe und vielleicht sogar Neigungen und geistige Fähigkeiten durch gezielte genetische Veränderungen zu erzielen. Kann irgendjemand abschätzen, welche Folgen solche Eingriffe in die Evolution haben können? Würde uns eine Generation von sozial unverträglichen Einsteins wirklich weiter bringen?

Die Gentechnik ist dabei, die Büchse der Pandora zu öffnen und wir wissen nicht, was darin verborgen ist. Sie sollte sehr vorsichtig dabei sein.

Fortsetzung folgt