Während des zweiten Weltkriegs, 1942, hatte das deutsche Reich dem besetzten Griechenland eine Zwangsanleihe über 476 Millionen Reichsmark abgepresst. Nur ein kleiner Teil wurde noch zurückgezahlt, dann kam das Ende des Krieges und des Reiches. Nach Einschätzung vieler Historiker und Juristen wäre der Rest, der nicht unter Reparationen fiele, bei Abschluss eines Friedensvertrages fällig geworden. Bis dahin wurde er Deutschland gestundet. In den Medien wurde berichtet, Kohl und Genscher hätten den "Zwei-Plus-Vier-Vertrag" auch deshalb so genannt, damit das Wort "Friedensvertrag" nicht vorkommt und die griechischen Ansprüche nicht gültig werden könnten. Es geht dabei um immerhin etwa 10-11 Milliarden Euro, die die Restschuld heute wert sein soll. Vor der Wiedervereinigung hatte man die griechischen Forderungen immer mit der Begründung zurück gewiesen, es gebe noch keinen Friedensvertrag. Nachher hieß es dann, ihr hättet früher kommen müssen, nun ist es zu spät. Griechenland war an den Verhandlungen nicht beteiligt und hatte also keine Chance.

Wenn das alles so gelaufen ist, dann mag es tatsächlich formaljuristisch korrekt sein, wenngleich am Rande der Legalität. Kohl und Genscher sind dann sicher stolz auf ihre Trickserei und Schäuble freut sich, weil er die schwarze Null halten kann. Doch moralisch ist es verwerflich und Betrug, politisch ist es nicht besonders klug. Wer sich selber aus der Verantwortung stiehlt, hat kein Recht, andere als verantwortungslos zu bezeichnen. Wer trickst, um sich Vorteile zu verschaffen, muss damit rechnen, dass andere das genauso machen. Ein Land, das so sehr seine "Werte" betont, auf die es stolz ist und die überall gelten sollten, darf nicht egoistisch so handeln.

Heute ist Griechenland in großer Not. Das Geld wird knapp, frisches Kapital gibt es nur gegen unsinnige Auflagen, die andere diktieren wollen. Wahrscheinlich wird es in Kürze notwendig sein, humanitäre Hilfe zu leisten, so, wie wir es auch in Katastrophengebieten tun. Dies wäre eine gute Gelegenheit, endlich einmal über den großen Schatten der eigenen Sturheit zu springen und die Restschuld aus der Zwangsanleihe als Hilfsleistung an die Griechen auszuzahlen. Das Geld könnte zum Teil als Nothilfe an die Banken gehen, damit die wieder Auszahlungen und Überweisungen vornehmen können, und zum Teil in einen Finds, der zweckgebunden ist und Starthilfen und kleinere Überbrückungskredite für kleinere Unternehmen finanziert. Das könnte wirklich ein Beitrag sein, um die Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen, wäre wirkungsvoller als die verlangten Sparmaßnahmen und es wäre gerecht. Nebenbei würde es das Ansehen Deutschlands aufpolieren und einen historichen Fehler, um nicht zu sagen Betrug, korrigieren. Aber das wäre wohl zuviel erwartet von unserer jetzigen engstirnigen, kindlich-trotzigen Bundesregierung, der Geld und Macht über Menschlichkeit gehen.