Albert Einstein wird der Satz zugesprochen "Zwei Dinge sind unendlich - das Universum und die menschliche Dummheit. Beim Universum bin ich mir noch nicht sicher."

 

Ist der Mensch wirklich so dumm? Was ist Intelligenz eigentlich?

 

Ich sehe das etwas differenzierter. Man muss unterscheiden zwischen Intelligenz und Vernunft. Intelligenz wird allgemein beschrieben als die Fähigkeit, aus Beobachtungen Schlussfolgerungen zu ziehen und sinnvoll zu handeln.

Vernunft dagegen bedeutet, unter Berücksichtigung des vorhandenen Wissens, gemachter Erfahrungen und daraus resultierender Schlüsse Entscheidungen zu treffen, die dem Wohle einer größeren Anzahl von Individuen dienen. Oder wie Mr. Spock es in "Der Zorn des Khan" sagt: "Das Wohl von Vielen wiegt schwerer als das Wohl von Einzelnen." Intelligent handeln heißt also, die Grenzen des Machbaren ausnutzen, vernünftig handeln heißt, sich auch der möglichen Konsequenzen des Handelns bewusst zu sein und dementsprechend nicht alles Machbare auch umzusetzen. Der Vulkanier Spock handelte allerdings - natürlich - rein logisch. Vernunft und Logik scheinen eng zusammen zu hängen. Dazu später mehr.

Ein Beispiel: Intelligenz führt dazu, dass immer leistungsfähigere Autos gebaut werden, die immer höhere Geschwindigkeiten errichen können, dass wir Maschinen konstruieren, die uns nach Mallorca oder zum Mond fliegen können. Vernünftig wäre es allerdings, Autos zu bauen, die besonders sparsam sind und auf Flüge in den Urlaub oder zum Mond zu verzichten, damit auch unsere Kinder und Enkelkinder noch von den endlichen Energiequellen profitieren können.

So gesehen macht der Mensch zwar von seiner Intelligenz, nicht aber von seiner Vernunft Gebrauch. Wenn Dummheit das Gegenteil von Intelligenz ist, so sind wir nicht dumm, wie Einstein meinte. Wir sind durchaus in der Lage, die Folgen unseres Handelns zu erkennen. Was unser Handeln bestimmt, ist Unvernunft, das Handeln wider besseres Wissen.

 

Eine gerne gestellte Frage im Biologie-Unterricht oder unter Soziologen lautet: "Was unterscheidet den Menschen vom Tier?" Die Antwort ist "Die Fähigkeit zur Vernunft." Experimente mit Tieren haben gezeigt, dass auch diese eine gewisse Intelligenz besitzen. Besonders ausgeprägt ist sie bei unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen. Sie machen sich einfache Werkzeuge, sie geben erlerntes Wissen weiter, sie können planmäßig handeln, sie haben anscheinend Gefühle und sogar einen gewissen Humor. Ob sie auch zu vernünftigem Handeln fähig sind, darf allerdings bezweifelt werden. Ihre Aktivitäten dürften vor allem durch Erfahrungen und Instinkte geleitet werden. Das für und wider einer Sache abzuwägen, die Konsequenzen zu berücksichtigen, das erfordert sehr viel komplexere Gedankengänge, zu denen wohl nur wir Menschen in der Lage sind.
 
 
Nachdem vernünftiges Handeln trotzdem eher selten vorkommt, stellen sich mehrere Fragen:
Ist der Unterschied zwischen Mensch und Tier gar nicht so groß wie angenommen?
Bilden wir uns diese Fähigkeit vielleicht nur ein?
Wenn nicht, warum machen wir dann so selten Gebrauch davon?
 

 

Offenbar sind andere Faktoren, die unser Handeln ebenfalls beeinflussen, in den meisten Fällen sehr viel stärker: Egoismus, Bequemlichkeit, Gier, Instinkt. Verantwortlich dafür ist unser Unterbewusstsein, das heimlich die Fäden zieht und Entscheidungen vorbereitet. 
Wahrscheinlich haben Sie diese Situation auch schon erlebt: Sie möchten etwas kaufen, sagen wir, eine Digital-Kamera. Entweder haben Sie einen Testbericht oder eine Werbung gesehen, in der ein bestimmtes Modell vorkam, das Ihnen gefällt. Oder Sie sehen vielleicht auf einer Aktionsfläche DIE Kamera. Sie gehen aber weiter und sehen sich andere Modelle an, vergleichen Daten, Ausstattung und Preise. Doch in Ihrem Innersten wissen Sie bereits, dass Sie DIE Eine kaufen werden. Ihr Unterbewusstsein hat längst für Sie entschieden und Ihr Großhirn hat nur noch die Aufgabe, die Entscheidung zu begründen und zu rechtfertigen. Die Traumkamera mag etwas mehr kosten. Sie hat ein paar Spielereien, die Sie nicht benötigen. Sie hat sonst keine objektiven Vorteile. Aber Sie können kaum anders und kaufen sie.
Vermutlich fühlen Sie sich nun glücklich und zufrieden, Sie haben sich einen kleinen Traum erfüllt, Sie besitzen etwas, das nicht jeder hat, Sie wissen, wofür Sie sich tagtäglich abgerackert haben. Vernünftig war diese Entscheidung eher nicht. Unvernünftiges Handeln kann also Glücksgefühle auslösen. Und hier liegt der Schlüssel. Vernunft ist mit Anstrengungen, meist gegen uns selbst, verbunden, mit Verzicht, eben mit Dingen, die keinen Spaß machen. Unvernunft hingegen erfreut das mächtige Glücks- und Belohnungszentrum in unserem Gehirn.
 
Vernünftig zu handeln heisst, sich der möglichen Folgen verschiedener Möglichkeiten des Handelns bewusst zu werden und dann den sinnvollsten Weg zu wählen. Es ist somit auch eine logische Entscheidung, vorausgesetzt, die zugrunde liegende Logik ist mit einem bestimmten Wertesystem verknüpft. Ähnlich wie ein Schachcomputer würden wir mehrere Optionen gegeneinander abwägen, um schließlich den Zug zu wählen, der den größten Erfolg verspricht. Beim Menschen entscheidet meistens das Belohnungszentrum darüber, was als Erfolg gelten soll. Das ist oft nicht das, was am sinnvollsten wäre. Der mensch ist mit vernunft begabt, er hat nur noch nicht wirklich gelernt, ihr den notwendigen Stellenwert einzuräumen. Bisher ging es auch ohne sie ganz gut. Doch das wird nicht für alle zeiten so bleiben.