Die Optimierung der Sklaverei

Die Sklaverei ist abgeschafft! Ach ja? Nein, ist sie nicht. Es gibt sie weiterhin wie seit Jahrhunderten. Nur ihr Erscheinungsbild hat sich gewandelt. Gemäß den modernen Wirtschaftslehren zur Optimierung von Unternehmen wurde die Sklaverei "outgesourced", d. h. an einen anderen Ort verlagert und in andere Verantwortung übergeben. Holte man in früheren Zeiten die Sklaven mit viel Aufwand aus Afrika und teilweise auch aus Asien in die Industrieländer, vor allem nach Amerika, so hat man nun einfach die Arbeit in die Heimat der Sklaven verlagert. Der Vorteil davon ist, dass man sich nicht mehr um Unterbringung und Verpflegung kümmern muss und das die teuren und verlustreichen Sklaventransporte entfallen. Außerdem können wir auf diese Weise viel mehr von ihnen beschäftigen. Die Sklaven freuen sich, weil sie in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Darüber hinaus bekommen sie manchmal noch ein Taschengeld. Das reicht zwar kaum zum Leben, sieht aber human aus. An den Arbeitsbedingungen hat sich allerdings kaum etwas verbessert. Zudem wachsen viele Agrarprodukte wie Soja, Bananen, Baumwolle, Kaffee, Kakao usw. gerade dort am besten, wo auch die Sklaven leben. Wie praktisch!
Und wir haben den großen Vorteil, dass wir das Elend der Sklaven, auf deren Schufterei unser Wohlstand beruht, nicht mehr mit ansehen müssen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Keiner muss mehr ein schlechtes Gewissen haben. Um wem das doch passiert, der kann zu Weihnachten ein wenig an "Brot für die Welt" und ähnliche Einrichtungen spenden. Dann können Kinder in Afrika auch im nächsten Jahr wieder billig Kakao ernten und Kinder in Asien billig Spielzeug zusammenbauen, mit dem unsere Kinder dann spielen können. Kinder für Kinder - ein schöner Slogan, wenn er nicht so zynisch wäre. Doch wer daran etwas ändern will, der muss sich dafür verspotten lassen, so wie einst diejenigen, die die ursprüngliche Sklaverei abschaffen wollten.