Die homosexuellen Teufel

Mit dem in Europa und den USA stattfindenden Rechtsruck kommen sie wieder verstärkt ins Gerede: Die Homosexuellen, die doch gerade erst ein gewisses maß an Gleichberechtigung erreicht haben. Doch jede Gesellschaft hat gewisse Vorstellungen davon, was "normal" ist, und Schwule und Lesben passen da eben nicht hinein. Was nicht passt, muss passend gemacht oder aussortiert werden. Ganz egal, ob es sich um neokonservative Kreise, erzkatholische  Gruppen wie der Bund Katholischer Ärzte oder Anhänger des Kölner Kardinals Meisner, Rechtsextreme oder Politiker wie den tschechischen Präsidenten Klaus oder Vertreter der amerikanischen Republikaner und Tea-Party-Bewegung handelt, sie alle haben im Grunde das selbe Ziel. Lesben und Schwule sollen sich nicht öffentlich zu ihrer Veranlagung bekennen und sie sollten therapiert werden, am besten mit viel beten. Homosexualität als Krankheit, die bekämpft werden muss.
Sie werden beschimpft als widernatürlich, abartig, pervers. Ihr Leben sei gegen den göttlichen Auftrag gerichtet und damit verdammenswert. Es spricht zwar (noch) kaum jemand offen aus, doch einige dieser rückwärts Gewandten würden Homosexuelle wohl am liebsten einsperren, zwangskurieren oder auf den Scheiterhaufen werfen. Zurück ins Mittelalter, dazu etwas braune Sauce. Die "Bösen" werden ausgegrenzt. Für die "Guten" ist die Welt noch immer eine Scheibe, um die sich alles dreht. Wer etwas anderes behauptet, ist ein Ketzer. So einfach kann es sein.

Dabei übersehen die ewig Gestrigen etwas Wesentliches. Sicher ist Gleichgeschlechtlichkeit nicht im Sinne der Natur, die schließlich auf Fortpflanzung und den Erhalt der Art aus ist. Trotzdem ist Homosexualität natürlichen Ursprungs. Niemand entscheidet sich eines Tages dafür lesbisch bzw. schwul zu werden. Es ist eine Veranlagung, deren Ursachen noch nicht vollständig geklärt sind, die aber wenigstens teilweise genetisch bedingt ist. Und sie ist nicht so selten, wie allgemein angenommen wird. Schätzungen aufgrund von Umfragen gehen weit auseinander, man kann annehmen, dass etwa 5% aller Menschen betroffen sind. Die Ausprägung ist bei jedem unterschiedlich stark und so gibt es viele, die versuchen, ihr Leben so zu führen, wie es die Gesellschaft von ihnen erwartet. Homosexuelles Verhalten gibt es aber nicht nur bei Menschen, es wird auch bei zahlreichen Tierarten beobachtet. Es scheint also eine durchaus häufiger vorkommende Laune der Natur zu sein und Tiere treffen sicher keine bewusste Entscheidung für oder gegen ein heterosexuelles Leben.
An dieser Stelle müssen sich die Kirchen eine Frage stellen lassen, die sie wohl fürchten, weil sie darauf keine ANtwort wissen: Wenn Homosexualität gegen den göttlichen Willen ist, warum lässt er sie dann zu? Oder entwickeln sich einige Dinge auf dieser Welt unabhängig von einem göttlichen Plan?

Unsere moderne Gesellschaft hat ein hohes Maß an Freiheit und Toleranz erreicht. Auch das sind wichtige moralische Werte. Wir dürfen nicht zulassen, dass einige selbsternannte Sittenwächter versuchen, uns in die Zeit der heiligen Inquisition zurück zu bringen.