10. Anmerkungen und Quellen

Anmerkungen:

(1) Die „Trichterbecherkultur“, benannt nach der Form ihrer Keramikgefäße, hatte sich zwischen 3500 und 2800 v. Chr. von Nordostdeutschland bis ins südliche Skandinavien verbreitet. Sie hinterließ eine Vielzahl von Megalithbauten (steinerne Monumente), die an die späteren keltischen Dolmen erinnern. In früheren Zeiten nahmen die Menschen an, dass hier Riesen begraben seien, daher die Bezeichnung „Hünengrab“. In den meisten Anlagen wurden keine Knochen oder Grabbeigaben gefunden, weshalb man annimmt, dass sie als Kult- oder Opferstätten dienten.
In vielen Beiträgen über das Reinfelder Hünengrab wird dessen Alter mit 3000 Jahren angegeben. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es bereits etwa 5000 Jahre alt ist. Ich vermute, dass einmal eine Zeitangabe „3000 v. Chr.“ irrtümlich mit „Alter 3000 Jahre“ gleichgesetzt und dann mehrfach übernommen wurde.
Intensive Forschungen und Grabungen hat es an dieser Stelle bisher nicht gegeben, so dass der genaue Zweck dieser Anlage unbekannt bleibt.
 
(2) Aus der Epistola Sidonis nach Hasse:
„Obiens ille successorem habuit prepositum Thidericum de conventu Seghebergensi exceptum, qui per Fredericum imperatorem intronisatus est in sedem, cujus temporibus a comite Adolpho invitati sunt monachi Cisterciensis ordinis de Luca in Liubiensem episcopatum et venientes collocavit in desertum inter Liubeke et Adeslo iuxta Travenam. In loco ubi fons Ciserim (Cuserin, Heilsau) defluit in Travenam. In eodem loco erectam ecclesiam ligneam domnus episcopus Thidericus in honorem beate Martyris Agnetis dedicavit et loco nomen Reinevelde assignavit. Ecce vinea Domini Sabaoth, quomodo in episcopatu Lubicensi effloruit, et, fructus faciens, quomodo palmites suos extendit usque ad mare, et ultra mare in Liflandiam propagines ejus.“
 

In der Quellensammlung der Gesellschaft für Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte wird in diesem Text der Fluss Cuserin nicht erwähnt und die Kirche wird der hl. Jungfrau Maria geweiht. Der Historiker Carl Schirren hielt das für einen Übertragungsfehler und machte entspre­chende Anmerkungen. Hasse übernahm seine Ansichten.

 
(3) Aus dieser Zeit gibt es nur wenige unabhängige Berichte von Zeitzeugen. Häufig handelt es sich bei den Vermerken zur Klostergründung um Abschriften aus anderen Texten. Dabei kam es auch vor, dass Inhalte und Schreibweisen leicht verändert wurden. Aus diesem grund gibt es eine Anzahl von gleichlautenden oder sehr ähnlichen Texten in verschiedenen Chroniken.
 
(4) Siehe www.cistercensi.info. Der Orden nahm als Gründungsjahr wohl den Beginn der Arbeiten an den endgültigen, steinernen Gebäuden an. Laut Detmar erstreckten sich die Vorarbeiten über etwa 5 Jahre, womit 1186 als Urbeginn plausibel ist, wenn nach Herstellung der "Betriebsfähigkeit" 1190 der Konvent einzog.
Das Klosterprojekt der Universität Kiel nennt als Gründungsdatum 1186/90 und listet das Kloster unter dem Namen "Reinfeld St. Maria" auf.
 
(5) Prof. Dr. Paul Hasse hat sich in der "Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte", Bd. 23 von 1893, eingehend u. a. mit den Reinfelder Stiftungsurkunden beschäftigt. Dabei ist er auf ein paar Unstimmigkeiten bei den gräflichen Urkunden gestoßen. Die noch erhaltene dritte Urkunde, in der Literatur oft als "A3" bezeichnet, scheint deutlich später erstellt worden zu sein als die ande­ren (A1, A2), obwohl sie die selbe Jahreszahl trägt, und wäre somit eine Fälschung. Gewisse stilistische Merk­male deuten darauf hin, dass sie rund 100 Jahre später entstanden ist. Das genaue Datum, der Zweck und der Urheber sind unbekannt.
Eigenartig ist auch das genaue Datum 21. September 1189 (die anderen Urkunden begnügen sich mit dem Jahr), weil Graf Adolf zu dieser Zeit wahrscheinlich nicht mehr in Plön weilte. Er hatte sich dem dritten Kreuzzug unter der Führung des Kaisers Friedrich Barbarossa angeschlossen, der bereits am 11. Mai des Jahres in Richtung Jeru­salem aufgebrochen war.
Dr. Johann Johansen hat 1895 im Band 25 der „Zeitschrift die Urkunden noch einmal untersucht und ist zu dem Schluss gekommen, dass sowohl A1 als auch A3 Fälschungen sind, die ab 1338 (A1) sowie zwi­schen 1286 und 1352 (A3) entstanden sein dürften. Zudem spekuliert er über die frühere Existenz einer vierten gräflichen Urkunde „A“, die als Vorlage oder Ergänzung zu A2 gedient haben soll.
Bei der Übergabe des Klosters an Herzog Johann 1582 sollen noch mehrere Urkunden und Dokumente existiert haben. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass der letzte Abt Johannes Kuhle dessen Abge­sandten nicht alle Dokumente und vor allem nicht alle Originale übergeben, sondern sie mit an seinen anschließenden Wohnsitz Hamburg mitgenommen hat. Von dort gelangte nur A3 ins Lübecker Stadtar­chiv.
 
(6) Das Reynevelder Mutterkloster ist Loccum am Steinhuder Meer. Reynevelde gehört über die Linie Loccum - Vol­kenroda - Kamp zur Primärabtei Morimond in der Champagne und hat keine Wurzeln am Rhein Es gibt also keine Verbindung zum Rhein als Namensgeber.
Das Ursprungskloster des Zisterzienser-Ordens ist das ebenfalls französiche Cîteaux. Von dort aus wur­den zwischen 1113 und 1115 vier Tochterklöster gegründet, La Ferté, Pontigny, Morimond und Clairvaux. Von die­sen vier als Primärabteien bezeichneten Töchtern gingen dann die weiteren Klostergründungen aus.
Zur Rain-These: Reinfeld lag zwar damals nahe an der Südgrenze Wagriens, doch das dieser Umstand zum Namen geführt haben soll, erscheint abwegig. Eine solche Schreibwei­se ist in keiner Urkunde zu finden, wogegen Reynevelt oder Reinevelt schon in den Stiftungsurkunden vor­kommen.
Im katholischen Raum gibt es gelegentlich Namenskonstrukte wie z. B. "Heilige Jungfrau Maria von den rei­nen Feldern", weshalb eine solche Ableitung möglich wäre. Da das aber nicht sehr verbreitet war, ist auch diese Theorie eher unwahrscheinlich.
Der lateinische Name „purus campus“, der auch in einigen wenigen Urkunden vorkommt, ist vermutlich direkt aus dem deutschen Namen übersetzt worden.
 
 

Quellen:

Johannes Wolters, „Aus Reinfelds Vergangenheit"
Martin Clasen, „Zwischen Lübeck und dem Limes"
Friedrich Bangert, „Geschichte der Stadt und des Kirchspiels Bad Oldesloe"
Broschüre „Reinfeld, die Perle Stormarns" von 1936
F. H. Grautoff, „Die lübeckischen Chroniken in niederdeutscher Sprache“, 1830, daraus „Chronik des Franciscaner Lesemeisters Detmar“
Paul Hasse „Die Reinfelder Stiftungsurkunden“ aus der „Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte“, Band 23, 1893
Johann Johannsen, „Die Reinfelder Gründungsurkunden“ aus der „Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte“, Band 25, 1895
Peter Hansen, „Kurzgefasste zuverläßige Nachricht von den Holstein-Plönischen Landen“, 1759
Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
Heimatmuseum Reinfeld: Erich Katzschke, Bodo Zunk, Bernd Prange, Rainer Hesse
Wikipedia

 

 
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