Seit dem 1. Januar gilt die Freizügigkeit in der EU auch für Bulgaren und Rumänen. Das heißt, sie dürfen sich innerhalb der EU einen Platz zum Arbeiten und Leben frei aussuchen. Prompt schürt die bayerische CSU Angst und Panik. Von drohender Armutszuwanderung ist da die Rede. Das kommt gut an und schon heißt es "Die wollen nur unser Geld". Aber nicht mit Horst Seehofer und seiner CSU, schon gar nicht kurz vor den Kommunalwahlen! Kontrollen für Bulgaren und Rumänen sollen sicherstellen, dass unsere Sozialsysteme nicht ausgenutzt werden. "Wer betrügt, der fliegt" lautet eine Parole. Das ist einfach, griffig und wird an den Stammtischen auch nach der dritten Maß noch verstanden - und könnte von einem Slogantexter der NPD stammen. Rechts von der CSU darf es in Bayern eben keine weitere Partei geben und so versucht man, mit gefährlichem Rechtspopulismus auch dort Stimmen zu fischen.
Nach dem 2. Weltkrieg hat Deutschland fast 12 Millionen Flüchtlinge aufgenommen und integriert, ohne Probleme. Wegen ein paar tausend möglicher Asylbewerber oder Zuwanderer Hysterie zu schüren, ist unredlich. Die große Zuwanderungswelle ist jedenfalls bisher ausgeblieben. Natürlich wird es ein paar Zuwanderer geben, die versuchen werden, unser soziales Netz auszunutzen. Aber es gibt viele, die arbeiten wollen, und einige, die mit falschen Versprechen hergelockt wurden und nun auf der Straße sitzen. Sie wollten auch nur arbeiten, für uns, und billig.
Natürlich ist es für die Menschen in den osteuropäischen Ländern verlockend, ins reiche Deutschland zu kommen. Verglichen mit uns sind sie deutlich ärmer. Und es gibt kein echtes Interesse in den reichen Ländern, daran etwas zu ändern. Sie sollen bitte schön weiterhin zu niedrigsten Löhnen für uns produzieren, damit wir weiter im Wohlstand leben können. Und das geht eben nur, wenn diese neuen EU-Bürger in ihrer Heimat bleiben.

Mit dieser Abschottungs- und Zwei-Klassen-Politik untergräbt die CSU all das, worauf wir als europäische Gemeinschaft so stolz sind. Sie versucht, die Grenzen und Schranken, die gerade abgebaut wurden, wieder zu errichten und weckt dabei mit billigem Populismus einen latenten Nationalismus. Gleichzeitig behauptet diese Partei, die europäische Ideeunterstützen zu wollen.
Es gab schon einmal Stimmen in der CSU, die den Austritt Bayerns aus der EU forderten. Warum nicht? Sollen sie doch die angelockte Industrie wieder ziehen lassen, sich für neutral erklären und Steuerhinterziehung zum Geschäftsmodell machen.

Mit Ausländern tut man sich in Bayern generell etwas schwer. Während Papst Franziskus in römischen Kirchengebäuden nach geeigneten Unterkünften für Flüchtlinge aus Nordafrika und Syrien suchen ließ, versuchen seine Schäfchen hierzulande, die Flüchtlinge gleich fernzuhalten. Dafür gibt es Gründe - oder besser Ausreden - wie "wir haben keinen Platz", "die passen nicht ins Stadtbild" oder noch krasser "das mindert den Wert unserer Immobilien". Da geht es also vor allem ums Geld. Auf die Frage eines Reporters, wie sich das denn mit der christlichen Nächstenliebe vereinbaren ließe, gab ein Befragter die entlarvende Antwort: "Erst einmal ist sich jeder selbst der Nächste".  Klar, es geht uns ja auch schlecht. Wir kommen selber nur gerade eben über die Runden. Die Raten für das Haus, das SUV, den Familien-Van, mit dem die Kinder die 700m zum Kindergarten oder zur Schule gebracht werden müssen, zweimal im Jahr Urlaub auf den Phillippienen, die Ski-Wochenenden und dann noch das neue i-Irgendwas, das kostet schließlich auch viel Geld. Das werden die Flüchtlinge sicher verstehen. Außerdem haben wir den Sternsingern schon zwei Euro gespendet, das muss reichen. Sollen sich andere um die Asylbewerber kümmern, wir haben selber genügend Sorgen.
Ausländer sind in Bayern nur willkommen, wenn sie Maut bezahlen oder für den FC Bayern Tore schießen. Nächstenliebe bedeutet, das man sich vor allem um sich selbst und um seine Familie kümmert, wie es der Landtag vorlebt. Die Bayern vergessen dabei nur ein Detail: Das Voralpenland war einst unbewohntes Gebiet. Die heutigen Bayern stammen selber von Zuwanderern ab.

Das heißt nun nicht, dass die evangelische Konkurrenz wesentlich besser wäre. Auch von deren karitativen Einrichtungen wurden Hilfsbedürftige abgewiesen, weil sie den falschen Pass hatten. Auch hier entscheidet die Herkunft mit darüber, wem Nächstenliebe zuteil wird.