Energiewende auf bayerisch
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Als Angela Merkel die Energiewende einläutete, verkündete Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, dass Bayern auch auf diesem Gebiet die Nummer Eins sein wolle. Es konnte gar nicht schnell genug gehen mit dem Abschalten von Kernkraftwerken und dem Ausbau von Wasserkraft, Sonnen- und Windenergie. Man konnte meinen, Bayern wolle halb Europa mit Energie aus regenrativen Quellen versorgen.
Doch mit dem Kommunalwahlkampf 2014 kam erst einmal die Seehofer-Wende. Es ist wohl opportuner, gegen die Bundesregierung in Berlin zu wettern und dem weißbierseeligen Volk an den Stammtischen nach dem Mund zu reden. Wie sachkundig man dort ist, zeigt ein Kurzvortrag eines Urbayern, vermutlich strammer CSU-Wähler, den ich vor einiger Zeit mithören durfte, hier in der hochdeutschen Fassung:
"Aufregen könnt' ich mich über die Ökos! Das ganze Land wollen die aus Windkraft versorgen. Aber dafür müsste man alle 50 Meter so ein Windrad aufstellen. Alle 50 Meter! Wie soll das gehen, wenn die 70 Meter Durchmesser haben? Das passt ja ger nicht! Da kann man mal sehen, wie blöd die Grünen sind!"
Rechnen wir einmal nach, die Grundrechenarten genügen: Alle 50m eine Windkraftanlage, das sind 20 Stück auf einen km und 20x20 = 400 WKA pro km². Deutschland hat knapp 260 Einwohner pro km². Das wären also fast zwei Windräder je Einwohner. Nachdem eine solche Anlage in der Regel mehrere tausend Haushalte versorgen kann, ist die genannte Zahl um einen guten Faktor 10000 übertrieben. Nein, werter Herr mit Schimmelhut, hier sind es nicht die Grünen, die so blöd sind!
Trotzdem hört Horst Seehofer auf das Volk. Außerdem kann er sich gut profilieren, indem er gegen Angela Merkel opponiert. Das kommt gut an in Bayern, auch wenn es sinnlos ist. So wurden die Baugenehmigungen für Windkraftanlagen auf Eis gelegt, die Betreiber haben keine Planungssicherheit mehr. Nun sollen auch die angedachten Stromtrassen von der Nordsee in den Süden verhindert werden. Jedenfalls nicht durch Bayern, vor allem nicht durch das Altmühltal. In dieser schönen Gegend hat Seehofer ein Ferienhaus, aber das nur am Rande. Die Wende in der Energiewende droht Bayern zurückzuwerfen. Das Land benötigt mehr Energie, als es selber produzieren kann. Gaskraftwerke, wie von Wirtschaftsministerin Aigner vorgeschlagen, taugen nur bedingt als Ersatz. Keiner weiß, wo sie stehen sollen und woher das Gas kommen soll. Bliebe am Ende nur noch, die Laufzeiten der uralten AKW zu verlängern. Den eventuell anfallenden Atommüll /sowas soll ja vorkommen) will Seehofer dann aber nicht im schönen Bayernland lagern, sondern in anderen Bundesländern. Das nennt er dann "gerechte Verteilung". Egal, Hauptsache, wir haben uns gegen die Preißn durchgesetzt, auch wenn bei uns irgendwann das Licht ausgeht! Mit seinem Wechselkurs gleicht Horst Seehofer einem aufgeblasenen Luftballon, den man loslässt. Der fliegt dann, laute Geräusche von sich gebend, kreuz und quer durch die Gegend, unvorhersehbar und ohne wirkliches Ziel.
Wetten, dass die CSU bei der Kommunalwahl mehr als 50% erreicht?
Nachtrag: Ich habe mich geirrt, es hat nichts genützt: Die CSU kommt im Schnitt nur auf knapp 40% und der Strom kommt zukünftig aus der Steckdose. Dort hinein kommt er wahrscheinlich per WLAN. Heimatminister Söder arbeitet schon an der flächendeckenden Einrichtung von Hotspots.