5. Die Plöner Herzöge

Der neue Plöner Herzog Johann der Jüngere liebte die Pracht. Seine Residenz war das Schloss am Plöner See, doch auch in Ahrensbök ließ er nach Abbruch des dortigen Klosters ein Schloss errichten. Ebenfalls aufgehoben wurde das Rueklos ter an der Flensburger Förde. An seiner Stelle entstand das bekannte Wasserschloss zu Glücksburg. So ist es nicht v erwunderlich, dass auch in Reinfeld aus den Trümmern des Klosters am Hausgraben (Schulteich) ein prächtiges Schloss enReinfelder Schlosststand. Nach fünfjähriger Bauzeit wurde der Vierflügelbau 1604 fertiggestellt. Das Gebäude war etwa 50 m lang und 60 m breit und von einem Wassergraben vollständig umgeben. Von Norden her führte eine lange Brücke über den Graben in den 500 m² großen Innenhof. Das Schloss, an dessen Stelle heute die "Alte Schule" steht, war von ausge­dehnten Gärten umgeben. Im Nordwesten entstand der "Neue Garten", der ehemalige Klostergarten hieß nun "Alter Garten". Die Gärten hatten durchaus auch einen praktischen Nutzen: sie versorgten die Schlossküche mit Kräutern und Gemüse. Im Südflügel des Gebäudes war die „Amtsbierbrauerei“ unterge­bracht. Da es vom Schloss Bau­pläne und Zeichnungen gibt, konnte für das Museum ein origi­nalgetreues Modell nachgebaut werden. Uneinigkeit herrscht noch über den Verlauf des Wassergra­bens, der ver­mutlich wie beim Ahrenbur­ger Schloss direkt an das Ge bäude reichte. Vielleicht entstand in dieser Zeit auch der "Hausgraben", heute Schulteich.

Die das Klostergebiet umgebenden Wal­dungen wurden eingezäunt. Als "Herzog­licher Thiergar­ten" erstreckten sie sich von der Steinfelder Hude bis Stubbendorf und von Lokfeld bis Heidekamp. Die alten Wege wurden durch Hecktore verschlos­sen. An deren Außenseite wurden Katen für die Waldwär­ter gebaut. Ihre Bezeichnungen wie Steinfelder, Lokfelder, Heidekamper Heckkaten haben sich bis heute erhalten. Der Zweck der doch recht aufwändigen Aktion war es, das Wild hier zu halten, damit der Herzog bequem seiner Jagd­leidenschaft frönen konnte. Man muss sich dazu vergegenwärtigen, dass es außer dem Schloss, ein paar Nebengebäuden, der Getreidemühle und der Schänke im näheren Um­kreis keine Ansiedlungen gab. Das heutige Stadtgebiet war größtenteils noch Wildnis.
 
Wie um eine späte Strafe für die zunehmende Verweltlichung des Rein­felder Klosters zu vollstrecken und einen endgültigenGrabplatte an der Kirche Schlussstrich unter seine Geschichte zu ziehen, brach im Herbst 1635 vermutlich durch Hochwasser und schweren Sturm der Damm des Herrenteichs. Die Wassermassen strömten in die tie­fer gelegene Klosterstraße und unterspülten das Mauerwerk der Kirche. Das große Gebäude stürzte ein. Damit sich ein solches Unglück nicht wieder ereignen konnte, wurde die neue Kirche auf dem hochgele­genen „Eichberg" gebaut. Trümmerschutt der alten Kir­che und mächtige Eichenbalken dienten als Bau­material. Nach nur sechs Monaten war der Bau vollendet, dafür fiel das neue Gebäude wesentlich klei­ner und schlichter aus. Auch ging der letzte Respekt vor der einstigen Größe des Klosters völlig verloren: die Grab­platten mit den Abbildern der früheren Äbte wurden kurzerhand als Fußbodenbelag verwendet. Am 2. Juli des Jahres 1636 wurde der Neubau feierlich geweiht. Eigentlich war sie nur als Notkirche gedacht, doch die Klosterkirche wurde nie wieder aufgebaut.
 
Claudius-Kirche ReinfeldSo steht die heutige Matthias-Claudius-Kirche fast unverändert bis heute dort. Die Grabplatten, die noch immer dort zu sehen sind, sowie einige Zie­gel und Fliesen, die im Heimatmuseum ausge­stellt werden, und ein renovier­ter Abschnitt der Klostermauer sind alles, was vom einstigen großen Kloster und seiner Kirche übrig geblieben ist. Doch ein Gutes hatte die Kata­strophe auch: Mit dem Neubau der Kirche wurde gleichzeitig der Grund­stein für die Entstehung eines richtigen Dorfes Reinfeld gelegt. Rund um den neuen Mit­telpunkt entstanden allmählich erste Häuser, der Kirchsteig wurde die erste Straße in Reinfeld. Die Schlossbediensteten wohnten im Schloss selbst, der herzog­liche Amtmann in einem Gebäude am Schloss­platz. Weitere Häuser gab es in näherem 'Umkreis bis dahin kaum. Mit der Säkularisierung des Klosters begann auch die Umgestaltung des Abteigebie­tes zu einem "Her­zoglichen Amt Reinfeld", welches ein Amtmann als Ver­treter des Landes­herrn leitete. Der Herzog selbst kam mit seiner großen Familie (er war Vater von 23 Kindern) jedes Jahr für einige Wochen nach Reinfeld. Wie das Kloster, so sah auch das Schloss nun oft hoch­gestellte Gäste. Durch den Amts­sitz wurde das Dörfchen an der Heilsau langsam zum verwaltungsmäßigen Mittelpunkt der Region.,