Der Münchner Komödienstadl
- Details
Ich habe schon einiges über die bayerische Landesregierung geäußert, und doch schafft sie es immer wieder, noch einen drauf zu setzen. Dabei meine ich jetzt gar nicht das Maut-Desaster. Nein, es geht wieder einmal um Energie und was damit zusammen hängt. Das Horst Seehofer mit seinen Wendungen mehr Energie erzeugt als jede Energiewende, wissen wir ja bereits. Nun kommt, für alle völlig überraschend, wieder eine Lieferung Atommüll aus den Aufbereitungsanlagen zu uns zurück und damit auch die Frage "wohin damit?".
Eigentlich sollte hier wie anderswo auch das Verursacher-Prinzip gelten. Bayern ist für etwa ein Viertel des gesamten deutschen Atommülls verantwortlich. Mit dem möchte man in München aber nichts zu tun haben. Bayern will tatsächlich genau kein einziges Fass abnehmen. In der CSU und untern ihren Anhängern gibt es so manchen, der gerne die Atomkraft weiter ausbauen würde "statt des Ökozeigs". Um den daraus resultierenden Müll sollen sich dann bittschön andere kümmern. Und dann macht man noch auf empört, weil die anderen Länder das nicht gut finden. Die Begründungen, besser Ausreden, für die Ablehnung aus München bewegen sich irgendwo zwischen amüsant und dummdreist:
"Es haben sich schon drei Länder bereit erklärt, einen Teil des Atommülls aufzunehmen. Wenn man den (bayerischen) Rest auch noch auf die verteilen würde, wäre es doch gerecht aufgeteilt." (Wenn wir das Fleisch bekommen und die andren die Knochen, dann ist das gerecht)
"In Bayern gibt es kein geeignetes Zwischenlager und wir hatten auch noch keine Zeit, eines zu finden." (Wer konnten auch ahnen, dass Kernkraftwerke Abfall produzieren, der hunderttausende von Jahren gelagert werden muss?)
"Die Castor-Behälter kommen doch in Norddeutschland an, da wäre es doch unsinnig, sie durchs ganze Land zu transportieren, wo sich unterwegs überall Proteste gibt und die Gegner anketten." (Wie nett von den Bayern, sich sorgen um die Atomkraft-Gegner zu machen)
"Bayern Vorreiter bei der Energiewende" heißt es auf der Homepage der Staatsregierung. Und was wird nun daraus? Preißischen Strom will man nicht, schon gar nicht, wenn er durch Leitungen fließt. Der Ausbau der Windkraft ist faktisch gestoppt, Stau- oder Speicherseen will man auch keine. Bayern entwickelt sich zu einem Industrieland, dass versucht, mit den Mitteln eines Agrarlandes zu leben. Franz Josef Strauß hätte vermutlich längst heimlich einen Deal mit Putin über Gaslieferungen eingefädelt. Horst Seehofer und Ilse Aigner sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
Angesichts dieser bayerischen Selbstherrlichkeit kann man den anderen Bundesländern nur raten, ihren Strom zu behalten und die Industrie aus Bayern dorthin zu locken, wo es eine sichere Versorgung gibt, und den Bayern ihren Atommüll vor die Staatskanzlei zu kippen.
Zu klären wäre dann nur noch, ob die Landesregierung diesen populistischen Unfug deswegen betreibt, weil sie von anderen Unfähigkeiten, Pannen und Affairen ablenken will oder weil der gute Engel Aloisius, der Münchner im Himmel, noch immer im Hofbräuhaus hockt und der bayerischen Staatsregierung die göttlichen Ratschläge nicht zustellt. Ich bin immer mehr überzeugt, dass viele Bayern die CSU nur deswegen wählen, weil sie auch außerhalb von Sommerloch und Starkbierzeit einen gewissen Unterhaltungswert hat.