"Make America great again!" hat US-Präsident Donald Trump oft ausgerufen. Dabei geht es ihm vor allem darum, die amerikanischen Exporte zu steigern und die Importe zu reduzieren, um das Handelsbilanz-Defizit auszugleichen. Um das zu erreichen, sollen ausländische Waren durch höhere Zölle weniger attraktiv werden. Dabei übersieht Trump allerdings ein paar Fakten, ebenso wie einige europäische Politiker, die ebenfalls Anhänger eines Protektionismus sind.

 

Es ist richtig, dass die USA weit mehr reale Güter importieren als sie exportieren. Allerdings exportieren sie auch virtuelle Güter wie IT-Dienstleistungen durch die großen Internet-Konzerne. Rechnet man diese Exporte hinzu, dann ist die Handelsbilanz ungefähr ausgeglichen. Das diese Unternehmen in den USA kaum Steurn zahlen, ist ein anderes Problem.

 

Es ist auch nicht so, dass die "unfairen" Europäer und Chinesen die Amerikaner zwingen würden, ihre Produkte zu kaufen. Ihre eigenen Unternehmen haben, wie viele europäische auch, ihre Fabriken ins billigere Ausland verlagert oder verkauft und die Amerikaner kaufen dann das ein, was sie am günstigsten bekommen können. Das ist Marktwirtschaft, die den Republikanern doch sonst geradezu heilig ist. Ein Blick in amerikanische Geschäfte macht das Dilemma deutlich sichtbar. Bis auf einige Nahrungsmittel und Konsumgüter, die günstig im eigenen Land hergestellt werden können oder veralteten Produkten, die sonst nirgends mehr gefertigt werden, kommt fast alles aus Fernost, Textilien auch mal aus Mittelamerika.

Besonders krass ist ein genauerer Blick in einen Souvenir-Shop. Fast nichts von dem, was dort als typisch amerikanisch angeboten wird, stammt aus dem eigenen Land. Sogar die "Alaskan handcrafted totem poles", also handgeschnitzte Miniaturen alaskanischer Totempfähle, werden nicht von Angehörigen der First Nation hergestellt, sondern kommen von den Philipinen. Immerhin handgearbeitet. Und selbst die patriotischen Christbaumkugeln in den amerikanischen Farben stammen, dem Preis nach zu urteilen, aus China.

Die US-Autobauer haben ihre Zulieferer dazu gedrängt, Fertigungen im benachbarten Mexiko aufzubauen, weil dort die Löhne viel niedriger sind. Man wollte eben jeden Cent im Einkauf sparen.

 

Daraus ergeben sich nun zwei Probleme, die Donald Trump nicht auf dem Schirm hat oder nicht sehen will. Die heimische Industrie hat kaum die notwendigen Kapazitäten, um kurzfristig ihre Produktion in ausreichendem Maße steigern zu können. Höhere Zölle auf verschiedene benötigte Zulieferteile und Rohstoffe sowie die höheren Lohnkosten im eigenen Land lassen viele Produkte teurer werden. Das ist schlecht für viele Amerikaner und für den Export.

Trumps Protektionismus wird dem Land mehr schaden als nützen, er müsste einen besseren Weg finden. Die Abhängigkeit vom Ausland ist viel zu groß, als das man sich kurzfristig davon lösen könnte.

Die USA sind ein Land, das High-Tech entwickelt und exportiert, aber kaum selber nutzt. Damit haben sie andere stark gemacht, während sie selber wenig fortschrittlich sind. Viele amerikanische Produkte sind kaum wettbewerbsfähig. In Modernisierungen wurde zu lange zu wenig investiert, um die Gewinne zu maximieren.

 

Für uns gibt es allerdings wenig Grund, mit Hähme auf die USA zu schauen. Wir sind auf dem besten Weg, es ihnen nachzumachen. Angst müssen wir vor Uncle Sam Trump aber auch nicht.