Die bösen Rating-Agenturen
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Wieder einmal große Aufregung um die Rating-Agenturen. Sie haben halb Europa abgestuft. Wirklich unerhört!
Als die Bankenkrise ihren Höhepunkt erreichte, machte man dafür auch diese Agenturen verantwortlich. Sie hätten zu zögerlich reagiert, dubiose Zertifikate zu lange mit Bestnoten versehen. Sie hätten früher und härter reagieren müssen. Nun machen sie genau das, und wieder ist es verkehrt. Unsere Staaten sind natürlich etwas ganz anderes als diese maroden Banken. Oder? Die Aufgabe von Rating-Agenturen ist es, die Risiken von Investments zu beurteilen, um interessierten Anlegern eine Orientierung zu geben. Das europäische Staaten nicht immer absolut sicher sind, hat das Beispiel Griechenland gezeigt. Wer dort, gegen die Empfehlung der Bonitätswächter, investiert hat, muss wohl die Hälte oder vielleicht sogar noch mehr abschreiben. Die Warnung war also berechtigt.
Das nun weitere Länder abgestuft werden, während die noch stärker verschuldeten USA ihre Bestnote behalten, ist allerdings ein Skandal, ein durchsichtiges politisches Manöver. Zwar machen sich die USA einerseits Sorgen um den Handelspartner EU, doch hat man offenbar auch Sorge, die Investoren könnten amerikanische Anleihen meiden. Also muss man die anderen schlechtreden. Es herrscht ein kleiner Wirtschaftskrieg zwischen der alten und der neuen Welt, und die Rating-Agenturen werden als Waffe missbraucht .
Geradezu amüsant ist, dass nun ausgerechnet Phillip Rösler fordert, dass die Macht und der Einflluss der Finanzakteure begrenzt werden müsse. War es doch vor allem seine FDP, die sich vehement gegen jede Form der Regulierung gewehrt hat - und sich noch immer wehrt. Der Markt regelt am Ende alles, aber er macht dummerweise keinen Unterschied zwischen einer Ich-AG und einem Staat. Wer sich überschuldet, muss dran glauben. Kommt das wirklich so überraschend? Wer zu lange die Schlange an seiner Brust nährt, darf sich nicht wundern, wenn sie eines Tages zubeißt.