Seehofer hebt ab

Die Betreiber des Münchner Flughafens sind ebenso wie die CSU-Spitze der Ansicht, dass der Flughafen eine dritte Startbahn bräuchte, damit Bayern zukunftsfähig bleibt. Sogar Münchens Oberbürgermeister Christian Ude von der SPD setzte sich dafür ein, während es aus der Bevölkerung verstärkt Ablehnung und Proteste gab. Ein Bürgerentscheid sollte nun Klarheit bringen. Den hatte man nicht auf die unmittelbar betroffenen Gemeinden beschränkt, sondern auch die Münchner mit einbezogen, schließlich seien es ja ihr Flughafen und ihre Arbeitsplätze. Mit viel Lobby-Geld wurde für den Ausbau geworben. Doch eine klare Mehrheit sprach sich nun dagegen aus. Zu ärgerlich! Und während Christian Ude äußerte, den Bürgerwillen respektieren und akzeptieren zu wollen, verkündete Horst Seehofer im Gegenzug, er wolle an den Ausbauplänen festhalten und nach anderen Wegen suchen, um sie durchzusetzen. Das ist ein Verständnis von Demokratie, wie man es sonst nur von totalitären Regierungen kennt - oder eben von der alten CSU Franz-Joseph Strauß'. Das Volk wird befragt, aber sein Wille wird nur beachtet, wenn er ins politische Konzept passt. König Horst I ist so abgehoben, dass er keine weitere Startbahn mehr braucht. Nun wird auch klar, warum die CSU so sehr gegen mehr Bürgerbeteiligung bei wichtigen Entscheidungen ist. Wer braucht angesichts des kommenden demografischen Wandels mit all seinen Folgen noch mehr Flugbetrieb am ohnehin schon überfüllten Himmel?

Noch vor kurzem gab sich Horst Seehofer mit einer Facebook-Party offen und modern. Aber so modern, mehr direkte Demokratie zu wagen, will er denn wohl doch nicht sein. Jedenfalls nicht dann, wenn das Ergebnis ihm und seinen Freunden nicht gefällt.