Der verlogene Charme der Vereinten Nationen
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Der verlogene Charme der Vereinten Nationen
beim Einsatz in Libyen
Wieder einmal hat sich eine "Koalition der Willigen" gefunden, um mit dem Mandat der UN diesmal in Libyen für Recht und Ordnung zu sorgen. Doch die neue Friedensmission hinterlässt schon jetzt einen mehr als zwiespältigen Eindruck. Der britische Premier Cameron muss sich bewähren, der Friedensnobelpreisträger Obama versucht, sich zurückzuhalten, und der eitle französische Selbstdarsteller Sarkozy will sich und die Grande Nation international profilieren. Dabei weiß keiner so richtig, was eigentlich das Ziel der Aktion ist. Das Flugverbot durchsetzen? Einen Waffenstillstand überwachen? Gaddafi entmachten?
Interessant ist, das bei diesem Einsatz auch viele, die sonst gegen jede Art von Einmischung in Angelegenheiten anderer Länder sind, nun eher dafür stimmen. Wobei die Meinungen quer durch alle Parteien ziemlich gespalten sind. Sicher, ohne Gaddafi wäre die Welt etwas besser und was der Diktator seinem eigenen Volk antut, ist grausam und brutal. Das war auch Saddam Hussein und doch waren so viele gegen den Irak-Krieg, für den es allerdings zunächst eine andere Ausrede gab. Der neue Krieg in Libyen ist so gesehen genauso wenig berechtigt. Und es zeigt sich wieder einmal, zu welcher Verlogenheit und Doppelmoral die Vereinten Nationen fähig sind, die mit ihrer Resolution grünes Licht für den Kampfeinsatz gaben. Früher machte man mit Gaddafi gute Geschäfte, Waffen gegen Öl. Über 30 Jahre lang hat es niemanden gestört, dass Gaddafi ein Diktator ist. Nun setzt er die Waffen, die ihm die westliche Welt geliefert hat, ein, um an der Macht zu bleiben und sein Land in Schutt und Asche zu legen. So war das natürlich nicht gemeint mit den Geschäften. Deshalb müssen wir nun aus "humanitären Gründen" eingreifen und den Despoten entmachten. Schließlich geht es inzwischen um hunderte, vielleicht tausende von Opfern. Das ist schlimm genug. Doch wo waren dieselben Vereinten Nationen und ihre Friedensengel, als z. B. 1994 in Ruanda ein Völkermord stattfand und fast eine Million Menschen, vorwiegend Tutsi, von den herrschenden Hutu ermordet wurden? Die spärlichen UN-Kräfte wurden noch reduziert und schließlich sahen UN und der Rest der Welt einfach weg. Was geht es uns auch an, was irgendwo in der afrikanischen Steppe passiert. Und es gäbe noch einige andere Diktatoren, die ihre Völker drangsalieren, doch die werden in den Nachrichten ebensowenig erwähnt. Haben wir überhaupt ein Recht, in anderen Staaten unsere Vorstellungen von Moral und Demokratie durchzusetzen? Sind wir das Maß aller Dinge? Nein, das ist nur anmaßend. Welche Regierung wird Gaddafi nachfolgen? Es gibt keine Parteien, keine organisierte Opposition. Es besteht die Gefahr, dass es hier zu einer ähnlichen Situation kommt wie in Afghanistan.
Was ist nun in Libyen anders? Genau, Libyen hat Öl. Eigentlich doch unser Öl. Da gelten natürlich andere Maßstäbe.