Armutszeugnis
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Was haben Ursula von der Leyen und Pippi Langstrumpf gemeinsam? Sie malen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt. Das Arbeits- und Sozialministerium hat vor ein paar Tagen den diesjährigen Armutsbericht für Deutschland veröffentlicht. Da Deutschland zu den reichen Ländern gehört, mag die Bundesregierung nicht gerne über Armut. So wurden gegenüber der vor etwas zwei Monaten erschienenen Vorabversion einige kritische Sätze entfernt. Das Arbeitsministerium lobt sich dafür, am unteren Ende der Lohnskala viele neue Vollzeitstellen entstanden sind. Das die Mehrheit dieser Beschäftigten trotz Vollzeitjob kaum davon leben kann, wird nicht erwähnt, auch nicht, dass davon vor allem die Arbeitgeber profitieren. Eine wirklich tolle Leistung, mehr prekäre Arbeitsverhältnisse geschaffen zu haben ...
Das die Löhne hier eher sinken, während die Einkommen der Spitzenverdiener steigen, wird verschwiegen, ebenso die Tatsache, dass das Vermögen immer ungleicher verteilt ist. Das dadurch der soziale Frieden in Gefahr geraten könnte, wird ignoriert. Das passt nun mal nicht in Ullas schöne, heile Welt. Und so wurde der Armutsbericht solange geschönt, bis er den Vorstellungen der ministerien entsprach.
Ein Sprecher des Arbeitsministeriums erklärte, das sei ein ganz normaler Vorgang. Die Zweideutigkeit seiner Aussage ist ihm wohl entgangen. Was ist denn nun normal? Das ein Bericht für die endgültige Fassung noch überarbeitet wird? Das wäre ja akzeptabel, wenn seine Aussagekraft dabei erhalten bliebe. Oder das solche Berichte geschönt werden, um uns etwas vorzutäuschen? Das wäre ein Armutszeugnis für die Regierung. Was darf man dann noch glauben? Es spricht nicht gerade für eine Regierung und schon gar nicht für ein Arbeits- und Sozialministerium, wenn sie/es die Situation schönredet anstatt die aufgezeigten Probleme anzupacken.