Der Sinn des Lebens
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Der Sinn des Lebens
Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist eine der ältesten Fragen der Menschheit und der Philosophie. Die Suche nach einer Antwort gleicht der Suche nach dem heiligen Gral oder dem Stein der Weisen. Nachdem es über zweieinhalb Jahrtausende hinweg keine wirklich gute Antwort gab, hat sich die Philosophie der Neuzeit kaum noch an der Suchaktion beteiligt.
Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es überhaupt einen? Was sollten wir tun? Warum gibt es uns und wozu? Welchem Zweck dient unser Dasein?
Die Palette der Antworten reicht von "die Art zu erhalten" über "Gott zu dienen" bis zu "ein netter Mensch sein und Gutes tun". Sehen wir uns die einzelnen Aspekte einmal näher an.
Die Art zu erhalten würde bedeuten, das Leben wäre ein Selbstzweck. Wenn wir annehmen, das mit "Sinn" ein Zweck, ein Nutzen für etwas oder jemanden außerhalb des eigenen Seins gemeint ist, also eine Art Mehrwert, dann wäre die reine Erhaltung einer Art ziemlich sinnlos. Vielleicht, wenn die Art bei jeder Evolutionsstufe ein bißchen besser werden würde, in welcher Weise auch immer? Dann könnten wir immerhin annehmen, dass es ein fernes Ziel gibt, dass wir heute noch nicht erkennen und begreifen können.
Gott zu dienen oder ein gottgefälliges Leben zu führen, ist eine einfache und gängige Erklärung. Was wir darunter zu verstehen haben, ist allerdings schon wieder recht schwammig. Wir wissen es aus alten Überlieferungen, die zum Teil auch interpretationsfähig sind. Und welchen Nutzen hätte Gott davon, wenn wir in einer bestimmten Art und Weise leben? Zunächst einmal keinen erkennbaren. Bleibt der Nutzen für den Menschen selbst. Der variiert je nach Religion: Ins Paradies oder in eine bessere Welt zu gelangen oder als etwas Besseres wiedergeboren zu werden. Aber auch dann stellt sich wieder die Frage: Was ist der Sinn davon? Warum können wir nicht gleich ins Paradies hinein geboren werden? Oder können wir uns durch Wiedergeburt stufenweise einem uns noch unbekannten höchstem Ziel nähern?
Gutes zu tun ist sicher ein schönes Ziel. Doch was bringt es uns im Endeffekt? Persönliche Befriedigung vielleicht oder etwas Glücksgefühl. Ist das der Sinn des Lebens, glücklich zu sein? Nach dem Motto leben "genieße den Tag", wie es der griechische Philosoph Epikur vorschlug? Entwickelt sich ein Organismus zu dem Zweck, zufrieden zu sein?
Kehren wir die Frage einmal um. Was wäre, wenn es uns nicht gäbe? Was würde sich dadurch ändern? Nun, abgesehen von den Veränderungen, die wir auf der Erde verursachen, nichts. Niemand würde uns vermissen, die Gestirne würden weiterhin ihre Bahnen ziehen. Die Erde würde sich weiter drehen, andere Arten kämen ohne uns sogar besser zurecht.
So gesehen ist die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens ziemlich ernüchternd: Es gibt keinen. Das Leben auf diesem und vielleicht vielen anderen Planeten ist aus einer Ansammlung von organischen Stoffen und Aminosäuren entstanden, zufällig, und hat sich im Laufe der Jahrmilliarden zu größeren Lebensformen weiterentwickelt, ohne konkreten Hintergrund und ohne einen höheren Zweck. Doch ganz so düster müssen wir unser Dasein nicht sehen.
Der Sience-Fiction-Autor Douglas Adams hat hierzu einen interessanten Ansatz geliefert. Im dritten Teil der Reihe "Per Anhalter durch die Galaxis" enthüllt er ein Geheimnis. Wesen aus einer anderen Dimension hatten einmal einen Superconputer gebaut, der die endgültige Antwort auf die große Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest finden sollte. Nach mehreren Millionen Jahren Rechenzeit war es soweit: Der Computer gab das Ergebnis bekannt. Es lautete schlicht "42". Seine Begründung war, dass die Frage recht ungenau gestellt war und wer eine ungenaue Frage stelle, dürfe nciht erwarten, eine verständliche Antwort zu bekommen. Immerhin bot er an, einen neuen, noch besseren Supercomputer zu entwerfen, der die richtige Frage finden sollte. Dabei handelte es sich um die Erde, die dummerweise 5 Minuten bevor das Programm fertig sein sollte, gesprengt wurde, weil sie einer Hyperraum-Umgehungsstraße im Weg war. Daher erfährt der Leser die Lösung nicht.
Vielleicht ist aber gerade das die Lösung: Manchmal ist es wichtiger, die richtige Frage zu stellen, als die richtige Antwort zu bekommen. Vielleicht ist es das, was Konfuzius gemeint hat, als er sagte "Der Weg ist das Ziel." (Es ist auch eine etwas andere Interpretation dieses Satzes möglich, siehe hier)
Es gibt nicht DEN einen Sinn des Lebens. Es mag viele geben, und für jeden von uns kann er anders sein. Es liegt an jedem Einzelnen, den Sinn in seinem Leben für sich zu finden und seinem Leben einen Sinn zu geben. Am Anfang ist unser leben wie die leere Leinwand auf einer Staffelei oder wie ein weißes Blatt Papier. Es hat keinen Zweck, darin nach einem Sinn zu suchen. Es ist Aufgabe des Malers, die Leinwand mit Farben und Konturen zu bemalen und Aufgabe des Dichters, das Blatt mit Wort zu beschreiben und den Dingen damit einen Sinn und Ausdruck zu verleihen.
Wichtig ist, dass wir im Alter sagen können "mein Leben war nicht sinnlos." Wilhelm Busch hat es so zusammengefasst: "Der Sinn des Lebens ist, dem Leben einen Sinn zu geben." Es mag für manchen nicht ganz einfach sein, das zu akzeptieren und sich damit abzufinden, dass es vielleicht wirklich keinen tiefen Sinn gibt. Das hat schon der chinesische Philosoph Lao-Tse erkannt: "Es gehört eine Menge Mut dazu einfach zu erklären, dass der Sinn des Lebens der ist, sich seiner zu erfreuen."
Dem kann ich nur zustimmen und nehme jede andere Meinung gelassen hin. So wie die Arthur Schopenhauers, der diese Ansicht für einen "angeborenen Irrtum" hielt.