Wieviele Pixel braucht der Fotograf? Da gehen die Meinungen weit auseinander. Für die Einen genügt ein Minimum, für die Anderen kann es nicht genug sein. So sind einige mit einer Auflösung von 2 Megapixeln (= MP) zufrieden, weil sie die Fotos nur auf dem Kamera-Display, dem Smartphone oder maximal auf dem Fernseher ansehen. Ein Fernseher mit Full-HD hat ca. 2MP. Das spart nicht nur bei der Kamera, sondern auch bei den Speichermedien. Wozu braucht man mehr?

Für kurze Zeit schien es, als sei das Pixel-Wettrennen zum Stillstand gekommen. Doch der Wettlauf geht wieder weiter: 30, 40, 50, gar 70 Megapixel... Die Kunden lassen sich mit immer mehr Auflösung ködern und so mancher Fotograf bewertet eine Kamera offenbar danach, wie viele Pixel es pro Euro gibt.

 

Für einen Ausdruck eines Fotos sind die Ansprüche an die Auflösung höher. Für eine ordentliche Qualität benötigt man etwa 300dpi (dots per inch = Punkte pro Zoll, = 118 Punkte pro cm), für beste Qualität das Doppelte. Damit wird die Auflösungsgrenze des menschlichen Auges erreicht (viele brauchen da schon eine Lupe). Das heißt dann natürlich, dass die Auflösung des Fotos um so höher sein muss, je größer der Ausdruck werden soll. Für einen Druck im klassischen 10x15cm-Format kommt man also mit 2-4MP aus, für ein kleines Poster von 20x30cm (etwa DIN A4) wird die vierfache Pixelzahl benötigt. Große Poster oder Plakate wird man sicher meistens aus größerem Abstand betrachten, so dass eine gewisse Verpixelung nicht auffällt. Etwas Ähnliches gab es ja auch schon in der analogen Zeit, nämlich das Filmkorn, das mit zunehmender Vergrößerung immer deutlicher sichtbar wurde. Daher braucht man für größere Poster kaum mehr Pixel.

Die Vorteile großer Pixelzahlen:

> Mehr Schärfe und mehr Details, vorausgesetzt, man benutzt ein gutes Objektiv.

> Größere Maße für Ausdrucke und Poster möglich, ohne das Pixel sichtbar werden.

> Mehr Reserven bei der Nachbearbeitung, z. B. Ausschnittvergrößerung und Ausschnittkorrektur.

> Mehr Prestige wink


Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Hohe Megapixel-Zahlen bringen auch Nachteile:

> Eine große Pixelzahl bedeutet auch eine hohe Pixeldichte auf dem Bildsensor, denn die Baugrößen bleiben gleich. Eine höhere Pixeldichte bedeutet, dass das einzelne Fotoelement auf dem Sensor kleiner werden muss und damit weniger lichtempfindlich wird. Das führt bei höheren ISO-Zahlen zu verstärktem Bildrauschen.

> Je kleiner die Pixel sind, desto anfälliger wird die Kamera für Beugungsunschärfen und Farbsäume. Die entstehen bei kleinen Blendenöffnungen, d. h. man kann weniger stark abblenden, bis die Schärfeverluste einsetzen.

> Je kleiner die Pixel im Verhältnis zur Sensorgröße sind, desto empfindlicher wird die Kamera für Verwacklungen. Das erfordert dann kürzere Belichtungszeiten oder ein Stativ.

> Die Datenmenge steigt an. Bei den heutigen Speicherpreisen ist das kein Thema mehr, aber wer Serienbilder in schneller Folge machen will, muss einerseits entsprechend schnelle Speicherkarten einsetzen und andererseits muss die Kamera das unterstützen. Auch die Bildbearbeitung wird träger.

> Was manchen Fotofreunden nicht klar ist: Auch Objektive haben eine begrenzte Auflösung. Es ist daher sinnlos, einen hochauflösenden Sensor zu verwenden, wenn die Linse nicht mithalten kann. Das heißt: Es werden entsprechend hochwertige Objektive fällig. Viele günstigere Objektive liegen mit ihren Auflösungen so um die 20MP, d. h. einen 35MP-Sensor können sie gar nicht ausreizen. Dazu müsste man die teureren "Profilinsen" einsetzen, aber das Geld wollen die meisten Normalanwender nicht ausgeben. Und dann sind mehr Pixel sinnlos, statt dessen wären größere Pixel besser. In einem Beitrag in einer "Fachzeitschrift" wurde zwar auch das Gegenteil behauptet und empfohlen, im Zweifelsfalle den Sensor mit der größeren Pixelzahl zu wählen. Vergleichsmessungen z. B. auf dxomark.com zeigen jedoch, dass in vielen Fällen der effektive Gewinn an Auflösung deutlich hinter der Erwartung zurück bleibt, vor allem, wenn ein Objektiv schon lange auf dem Markt ist.

Was ist nun sinnvoll? Es kommt darauf an. Ich halte 20-30MP noch für sinnvoll für Vollformat-Sensoren, entsprechend weniger für kleinere Sensoren, für vollkommen ausreichend. Das gestattet dem Normalanwender den Einsatz bezahlbarer Objektive. Berufsfotografen, die auf große Ausgabeformate hinarbeiten, werden mehr Pixel gebrauchen können, wer dagegen seine Bilder nur auf dem Tablet ansieht, kommt mit der Hälfte aus. Mehr Pixel führen nicht unbedingt zu besseren Aufnahmen, sind aber ein gut funktionierendes Marketing-Instrument. Es ist zu hoffen, dass die Hersteller sich hier wieder etwas bremsen und ihre Energien an anderer Stelle sinnvoller einsetzen.
Es ist erst ein paar Jahre her, da war die Fotowelt begeistert von den Aufnahmen der ersten Kameras, die 10-12MP boten. Und das auch nur auf Vollformatsensoren.

Ich habe vor kurzem die Kamera gewechselt und bin von 18MP auf 30MP "aufgestiegen", allerdings nicht wegen der Pixelzahl, sondern wegen eines Formatwechsels. Das Plus an Auflösung ist bei genauem Hinsehen erkennbar, aber nicht dramatisch. Das liegt auch daran, dass die Anzahl der Pixel sich aus Breite mal Höhe errechnet, also genau genommen mit der Auflösung in x- und y-Achse quadratisch ansteigt. Umgekehrt bedeutet das, dass die reale Auflösung, meist als "Linien pro Bildhöhe" oder "Linienpaare je Bildhöhe" angegeben, nur mit der Wurzel aus dem Pixelverhältnis steigt. Ein Beispiel: In meinem Fall 30MP / 18MP = 1,67, also ein Plus von 67%. Die echte Auflösung steigt dagegen nur um den Faktor Wurzel 1,67 = 1,29, also 29%.